GuD Irsching bleibt am Netz - durch Subventionen
Eine der absurden Auswirkungen der Energiewende war die drohende Abschaltung des Gas- und Dampfkraftwerks Irsching 4+5, mit ca. 60% Wirkungsgrad momentan das effizienteste Kraftwerk der Welt. Grund: Zu geringe Auslastung und damit mangelnde Wirtschaftlichkeit aufgrund hoher Einspeisung der Erneuerbaren.
Aufgrund der Bedeutung für die Netzstabilität soll das Kraftwerk jetzt doch am Netz bleiben (Quelle: Focus Online). Die Wirtschaftlichkeits-Lücke wird über die Netzentgelte finanziert. Aus meiner Sicht wird dieses Konzept trotz gegenteiliger Beteuerungen Schule machen – denn ohne Möglichkeiten zur Stromspeicherung lässt sich nur so erreichen, dass genügend schnell einsetzbare Stromerzeugungskapazität zur Verfügung steht, wenn sich mal eine Wolke vor die Sonne schiebt und Windstille herrscht.
Übrigens: Die Aussage des Focus-Artikels, dass “Strom aus Wind und Sonne konkurrenzlos günstig” seien, “da kein Brennstoff bezahlt werden muss”, ist in dieser Form falsch bzw. zu stark vereinfacht. Die Stromgestungskosten aus Photovoltaik liegen in Deutschland mit mehr als 12ct/kWh (Quelle: Studie Stromgestehungskosten Erneuerbarer Energien (PDF; 6,9 MB) des Fraunhofer ISE vom Mai 2012) weiterhin über den Stromgestungskosten konventioneller Kraftwerke. Aufgrund ihrer Einspeisegarantie senken die Erneuerbaren jedoch den an der Börse erzielbaren Preis für “konventionellen Strom” und machen damit Kraftwerke mit hohen Grenzkosten (insb. Gaskraftwerke) unrentabler. Dieser Merit-Order-Effekt hat also die auf den ersten Blick widersprüchliche Auswirkung, dass Strompreis an der Börse sinkt, während der Preis für den Endverbraucher steigt.
Damit wird der liberalisierte Strommarkt noch ein Stückchen mehr zu einer leeren Worthülle: Netzentgelte, EEG-Umlage und deren Konsequenzen wie z.B. der beschriebene Merit-Order-Effekt haben zur Folge, dass die Preisbildung schon lange nicht mehr auf den Prinzipien des freien Marktes beruht. Wenn die Energiewende konsequent zu Ende gedacht werden soll, muss auch diese Tatsache anerkannt und berücksichtigt werden. Der aktuelle “Hybrid-Markt” ist weder Fisch noch Fleisch und stellt in dieser Form wohl niemanden zufrieden.